Granada – Albaicin

Granada liegt auf 734 m Seehöhe und ist entsprechend kalt. Am Abend treffen uns sogar ein paar Schneeflocken und in der Nacht haben wir Frost. Das ist so gar nicht das, was wir zum Überwintern in Spanien erwartet haben. Alle erzählen uns, dass es der kälteste, nassesteste und stümischste Winter seit langem sei.

Tagsüber können wir trotzdem mit ein paar Sonnenstrahlen die laute und tzrubelige Stadt erkunden. Mit über 230.000 Einwohnern ist es halt kein Bergdorf mehr. Seit 500 v. Chr. ist dieser Ort besiedelt, nach den phöniziern, Iberern, Römern kam das Gebiet zunächst unter den Einfluss des nordafrikanischen Reichs der Vandalen, stand nach dessen Zusammenbruch 534 für einige Jahrzehnte unter oströmischer Herrschaft und gehörte dann seit Beginn des 7. Jahrhunderts zum iberischen Reich der Westgoten. Im Jahr 711 wurde die Stadt von den Mauren erobert, nach dem Untergang des Kalifats von Córdoba ergriff 1012 der berberische Clanchef Zāwī ibn Zīrī die Macht in der Provinz  und machte Granada zum Sitz der Dynastie der Zīrīden, die von hier aus etwa 80 Jahre lang über eines der bedeutendsten Kleinkönigreiche des südlichen Al-Andalus herrschte, bis sie 1090 von den Almoraviden gestürzt wurde. Nach der Vertreibung der Almohaden wurde die Stadt von 1238 bis 1492 Hauptstadt des Sultanats der Naṣriden. Im Jahr 1066 kam es zum Massaker von Granada, bei dem ein Mob einen jüdischen Wesir sowie den Großteil der jüdischen Bevölkerung der Stadt ermordete; die Bluttat wird als das erste Pogrom auf europäischem Boden angesehen. Am 2. Januar 1492 kapitulierte der letzte naṣridische Herrscher Muhammad XII. (auch Boabdil genannt) und übergab die Stadt an Königin Isabella I. von Kastilien und König Ferdinand II. von Aragón, die so genannten „Katholischen Könige“ (Reyes Católicos). Damit war die Reconquista, die „Rückeroberung“ der iberischen Halbinsel für das Christentum, abgeschlossen. Im Jahre 1499 wurde auf Geheiß des Erzbischofs Jiménez de Cisneros von Toledo auf dem Marktplatz von Granada ein Scheiterhaufen errichtet, um Bücher zur islamischen Theologie, Philosophie, Geschichtsschreibung und Naturwissenschaften zu verbrennen. Im Laufe dieser Ereignisse kam es zu einem eintägigen Pogrom gegen alle Nichtchristen, dem vor allem Juden zum Opfer fielen. Nach Aufständen der in Spanien verbliebenen Muslime, der sogenannten Morisken (span. Moriscos), gegen die Unterdrückung (Verbot der Religionsausübung, Enteignung) durch die neuen Herrscher wurden sie in den Jahren 1569–1571 erst in andere Teile der iberischen Halbinsel zwangsumgesiedelt und 1609–1611 nach Afrika vertrieben. Heute leben in Granada ca. 15.000 Muslime, von denen 1000 bis 1500 spanische Konvertiten sind.

In diese bewegten Geschichte taucht man ein, wenn man Granada, vor allem Albaicín, das ehemalige maurische Wohnviertel, Weltkulturerbe der UNESCO, besichtigt.

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