24.06.2018 • Am Sonntag heißt es früh aufstehen: Wir haben uns mit Judit verabredet, die vor 25 Jahren als Au pair bei uns am Ammersee ein Jahr lang mitgeholfen hat, unsere Kinder zu versorgen. Seitdem haben wir uns nicht mehr gesehen. Nachdem sie in ihrem Heimatort Szombathey keine Arbeit finden konnte, lebt sie nun in Budapest und arbeitet dort für eine deutsche Firma. Wir treffen sie um 9:30 Uhr am zentralen Platz Ferenciek tere und wir erkennen uns problemlos wieder. Zunächst gibt es viel zu erzählen, so dass wir uns erst einmal einen Kaffee gönnen.
Am Ferenciek tere liegt auch das ungarische Bahá’í-Zentrum. Dort werden wir um 17 Uhr am Neunzehntagefest teilnehmen. Bis dahin haben wir Zeit, mit Judit die Stadt kennenzulernen. Toll, dass sie sich so viel Zeit für uns genommen hat!
Gleich am Ferenciek tere sind wir von den imposanten Hausfassaden beeindruckt.
Judit erinnert sich noch gut an uns und zeigt mir gleich die juristische Fakultät mit der daneben liegenden Universitätskirche,
Dann geht es weiter zur Markthalle, die heute am Sonntag natürlich geschlossen hat,so dass wir sie sicher an einem der nächsten Tage noch besuchen werden. Im Untergeschoss hat sich Aldi eingemietet und hat auch am Sonntag geöffnet. Die Versorgung ist damit gesichert.
Beim Spaziergang am Donauufer erklärt Judit uns die Brücken, erzählt uns die Besonderheiten der Stadtteile Buda und Pest, zeigt uns das Gellertbad und empfiehlt uns einen Spaziergang auf den Gellertberg mit der Zitadelle und der Freiheitsstatue. Das hört sich reizvoll an und wir werden sehen, ob wir es die nächsten Tage schaffen.
Lange Zeit warten wir an einer Schiffshaltestelle, weil Judit mit uns stromaufwärts zum Parlament fahren möchte. Schließlich begreifen wir, dass wegen der Flugschau der Schiffs- und Straßenbahnverkehr eingestellt ist. Aber wir finden einen Linienbus, der uns zum Parlament fährt.
Gleich dahinter am Kossutzh Lajos ter steht auch das beeindruckende Gebäude des Völkerkundemuseums, früher Sitz des Obersten Gerichtshofs.
Vom Donauufer am Parlament können wir die Flugschau bestaunen,
bevor wir über die Margaretenbrücke von Pest nach Buda auf die andere Donauseite wechseln und zur Fischerbastei aufsteigen.
Die Treppen sind jedoch schon von den Schaulustigen besetzt, die den Vorführungen der Kamikazepiloten folgen.
Trotzdem schlagen wir uns zur Matthiaskirche durch
und erhalten auch noch einen Überblick über die weiteren Museen und Sehenswürdigkeiten im Burggarten. Ganz besonders wertvoll war für mich der Hinweis auf eine besonders gute Konditorei, so dass wir dem Burgberg sicher auch noch einmal einen Besuch abstatten müssen. Heute geht es jedoch im Sauseschritt die Treppen hinunter zur Elisabethbrücke, und wir erreichen tatsächlich noch gerade pünktlich das Bahá’í-Zentrum.
Zusammen mit etwa 20 Angehörigen der Bahá’í-Gemeinde feiern wir das Neunzehntagefest. Zunächst werden Gebete in ungarischer und englischer Sprache und Berichte aus der frühen Bahá’í-Geschichte gelesen, dann folgt die Beratung, die auf ungarisch oder englisch mit wechselseitiger Übersetzung geführt wird. Die Budapester Bahá’í interessieren sich für die Situation der Gemeinde in München, und so erzählen wir über die große Beteiligung an den Feierlichkeiten zum 200. Geburtstag Bahá’u’lláhs, die Aufteilung der Münchner Gemeinde in drei Bezirke und die immer zahlreicher werdenden Kinderklassen und Juniorjugendgruppen sowie die unablässige Folge von Studienkreisen und die lebendige Entwicklung in mehreren Nachbarschaften. Nach Berichten über die letzten Sitzungen des Geistigen Rates und weiteren Beratungen ging es über in den geselligen Teil. Hier konnten wir uns mit unserem lieben Freund Navid unterhalten, der vor vielen Jahren München verlassen hat und mit seinem Bruder nach Budapest gezogen ist.
Es ist immer wieder ein erhebendes Gefühl, sich auch in anderen Ländern in der Bahá’í-Gemeinde wie zu Hause zu fühlen. Da stellt sich automatisch Verbundenheit ein: „Die Erde ist nur ein Land, und alle Menschen sind seine Bürger.“ (Bahá’u’lláh). Wir sprechen zwar nicht dieselbe Sprache, aber über dieselben Themen. Wenn Bahá’u’lláhs Forderung erfüllt würde, dass alle Menschen neben ihrer Muttersprache eine weitere gemeinsame Sprache erlernen, eine Welthilfssprache, so könnten wir uns auch ohne Übersetzungshilfen unmittelbar miteinander verständigen.
Im Bahá’í-Zentrum können wir noch ein Portrait von ‘Abdu’l-Bahá bestaunen, das bei seinem Besuch in Budapest gemalt wurde. Das Original des Gemäldes hängt im Weltzentrum in Haifa, aber auch die Kopie in Budapest ist sehr ausdrucksstark
Damit geht ein sehr erlebnisreicher Tag zu Ende und wir fahren zurück zum unserem Wohnmobil, um die viele Eindrücke zu verarbeiten.
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